Die späten Apfelsorten rücken ins Sortiment

Sie heißen Schöner aus Wiltshire, Brettacher, Boikenapfel oder Glockenapfel. Mit Beginn der 2. Oktoberhälfte neigt sich mit der Pflücke der spät reifenden Tafeläpfelsorten die Erntesaison dem Ende entgegen. Das bedeutet, dass in den nächsten Wochen Liebhaber alter Sorten am Marktstand die größte Sortenvielfalt vorfinden. Denn die oben genannten Sorten kommen dann zu den bereits angebotenen Sorten wie Schöner aus Boskoop, Schwäbischer Rosenapfel oder die Große Kasseler Renette hinzu.

 

 

Ernte auf den Streuobstwiesen

Pünktlich zur Erntesaison auf den Streuobstwiesen meldet sich Streuobst-Saison aus der Sommerpause zurück. Wie ist die Ernte dieses Jahr? Unterschiedlich. Während bei den Äpfeln massive Ausfälle zu verzeichnen sind, von unbefruchteten Blüten, über Hagelschäden bis zu Fäulen an den Früchten, zeigen zum Glück die Birnbäume einen guten Behang mit hervorragender Qualität.

So sind in den nächsten Monaten tolle Säfte, z.B. von Oberösterreichischer Weinbirne und Schweizer Wasserbirne, zu erwarten. Morgen habe ich schon einen sortenreinen Saft vom Gelbmöstler im Angebot. Der bekannte Pomologe Alexander Lucas nannte diese alte Birnensorte 1845 die „Gelbe Mostbirne vom Bodensee“. Die für den Bodensee typische Sorte ist in der Handhabung nicht ganz einfach. Da sie Gerbstoffe und Säure enthält, verbietet sich ein Schütteln der Früchte von den Bäumen. Unreife Früchte würden den Saft „versauern“. Also müssen die Früchte reif vom Boden gelesen und zeitnah gepresst werden, denn bereits nach wenigen Tagen werden die Früchte teigig. Reif gekeltert wird ein wunderbarer Saft erzeugt, der die hügelige Landschaft rund um den Bodensee vor dem geistigen Auge erscheinen lässt.

Als weiteres Highlight wird es in den nächsten Wochen leckere Tafelbirnen geben. Gestern habe ich einen Baum der „Boscs Flaschenbirne“ beerntet. Diese alte Sorte aus dem 18. Jahrhundert hat ein feinwürziges Aroma mit schmelzendem Fruchtfleisch. Auch diese Birne habe ich bereits morgen im Angebot.

Boscs Flaschenbirne: Süße Grüße aus dem 18. Jahrhundert.

Und der sehr beliebte Maulbeerfruchtaufstrich ist auch reichlich vorhanden. Ein großer Baum in Radolfzell und jüngere Bäume auf einer Streuobstwiese bei Steißlingen haben gut getragen. Dieses Jahr gibt es sogar die Auswahl: Fruchtaufstrich aus weißfrüchtigen oder schwarzen Maulbeeren.

Natürlich gibt es noch vieles mehr am Marktstand auf dem Klinikumsparkplatz in Konstanz. Alle, die ungespritzes Obst, dessen Anbau gleichzeitig wichtige Lebensräume für Tiere und Pflanzen sichert, zu schätzen wissen, werden ihre helle Freude haben.

Maulbeerernte mit Plane und Schüttelhaken

 

 

Kein Markt am 29.04. und 06.05.

Die Markttage am 29.04. 23 und am 06.05.23 finden ohne den Stand von Streuobst-Saison statt, da ich in diesem Zeitraum mit meiner Familie im Urlaub bin. Ab dem 13. Mai werden Sie dann wieder wie gewohnt an meinem Marktstand auf dem Konstanzer Wochenmarkt bedient.

Streuobstsaft nun in der Konstanzer Innenstadt erhältlich

Ab sofort gibt es den Apfelsaft von der Streuobstwiese im Konstanzer Traditionsschuhgeschäft Schuh Haug zu kaufen. Die Besitzer haben ein Herz für Streuobstwiesen und waren auf meine Anfrage sofort positiv gestimmt. Also beim nächsten Shopping-Ausflug in Konstanz doch einfach noch in die Hussenstraße 1 schauen und einen 5-Liter-Karton für zuhause mitnehmen.

Die Tafeläpfel sind ausverkauft

Liebe Kunden und Freunde von Streuobst-Saison,

mittlerweile sind keine Tafeläpfel mehr bei mir erhältlich. Dafür ein großes Dankeschön für die Treue, die Sie mir seit Beginn der Ernte Anfang September gehalten haben. Gravensteiner, Florina, Schöner aus Boskoop, Goldparmäne, Berner Rose, Brettacher oder Boikenapfel, natürlich ungespritzt und von der Streuobstwiese, wurden fleissig gekauft und gegessen, und nun ist der Moment gekommen, wo ich auf die nächste Ernte im September 2023 verweisen muss. Nicht jedes Obst hat immer Saison. Aber: Die nächte Ernte kommt bestimmt 🙂

Umweltbundesamt: „Makelloses Obst und Gemüse belasten Umwelt und Klima“

Ich möchte auf Empfehlungen hinweisen, die das Umweltbundesamt im Februar 2022 herausgegeben hat. Dort wird auf die Problematik der hohen Ansprüche des Handels und mancher Konsumenten an das Aussehen von Obst und Gemüse hingewiesen. Diese perfekte Optik kann nämlich nicht ohne intensiven Einsatz von Pflanzenschutz- und Düngemitteln erreicht werden. Deren Einsatz kann zu Belastungen von Umwelt und Klima führen. Zusätzlich verbleiben manche Lebensmittel mit äußeren Makeln auf dem Feld, da den Erzeugerbetrieben bewusst ist, dass der Handel sie nicht abnehmen wird und deshalb eine Ernte sinnlos ist.

Das Umweltbundesamt empfiehlt, dass der Handel auf seine eigens aufgestellten Anforderungen an Aussehen, Größe und Einheitlichkeit verzichtet und Konsumenten vermehrt Angebote von „fehlerhaftem“ Obst und Gemüse annehmen.

Kalte Temperaturen zur Blühzeit haben einen Streifen, eine sogenannte Frostleiste, auf der Schale verursacht. Das Fruchtfleisch ist von der Frostleiste vollkommen unbehelligt.

Ich kann diesen Empfehlungen nur zustimmen. Es darf nicht sein, dass Obst oder Gemüse mit Makeln im Aussehen, die überhaupt nichts über die inneren Werte wie Nährwert und Gesundheitswert aussagen, aussortiert werden. In der heutigen Zeit kann man sich so ein Etepetete-Verhalten schlicht nicht mehr leisten. Flächen sind rar geworden und stehen im Nutzungskonflikt um Wohnraum, Industrie, Verkehr, Landwirtschaft und Natur. Der Klimawandel führt bereits zu verringerten Ernteerträgen. Wir müssen alle Potenziale nutzen, Obst und Gemüse gehören auf den Teller.

Unter folgendem Link findet man die Pressemitteilung des Umweltbundesamtes zu dem Thema:

https://www.umweltbundesamt.de/presse/pressemitteilungen/optisch-perfektes-obst-gemuese-belastet-umwelt

Hier die Broschüre vom Umweltbundesamt dazu:

https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/479/publikationen/2022_uba_fb_mehr_natuerlichkeit_obst_gemuese_aufl2_bf.pdf

Die Apfelernte geht in den Endspurt

Florina, Boskoop und Sonnenwirtsapfel sind schon seit ein paar Wochen am Marktstand in Konstanz erhältlich. Jetzt rücken auch späte Sorten wie Boikenapfel, Glosterapfel oder Brettacher ins Sortiment.

So erreicht man die meisten Äpfel auch am Hochstamm: Teleskopstab mit aufgestecktem Körbchen, dem „Obstpflücker“

Der Boikenapfel überzeugt mit feiner Säure und einer leichten Zitronennote. Brettacher ist bekannt für seine erfrischende Säure und sein fruchtig herbes Aroma, während der Glosterapfel mit geringem Säureanteil mild-aromatisch schmeckt. Probieren Sie mal die tollen Sorten von der Streuobstwiese. Natürlich wie immer vom Baum gepflückt und ungespritzt.

 

 

 

 

 

Die Sommerpause ist vorüber

Pünktlich zum Erntebeginn auf den Streuobstwiesen hat Streuobst-Saison seine Sommerpause beendet und seinen gewohnten Platz auf dem Konstanzer Wochenmarkt wieder eingenommen.

Es sind nun auch wieder alle Erzeugnisse aus ungespritztem Obst erhältlich: Tafeläpfel, Säfte, Fruchtaufstriche, Apfelmus…

Birnensaftfans dürfen sich auf eine besondere Rarität freuen. Zwei Bäume der Champagnerbratbirne tragen dieses Jahr und werden von mir zu Saft gepresst. Die Champagnerbratbirne besticht mit einem besonderen Aroma und fruchtiger Süße. Früher wurde sie als die hochwertigste Mostbirne geschätzt, aus der auch deliziöse Schaumweine hergestellt wurden. Daher ihr Name, der auch schon Grund für gerichtliche Auseinandersetzungen war. Die französischen Champagnerhersteller wollten diesen Namen, der schon seit dem Endes des 18. Jahrhunderts existiert, nicht so stehen lassen. Nach drei Instanzen einigte man sich auf einen Vergleich und sie durfte ihren Namen behalten.

Heute ist die Champagnerbratbirne vom Aussterben bedroht. Sie ist hoch anfällig für die Krankheit Birnenverfall. Mir sind ca. 20 Bäume bekannt, die in den letzten 30 Jahren gepflanzt wurden, von denen einer relativ gesund und zwei krank, aber noch lebensfähig sind. Die restlichen Bäume sind bereits abgestorben oder abgängig. Derzeit wird mit Zwischenveredelungen und neuen Unterlagen versucht, die Bäume der Champagnerbratbirne robuster gegen diese Krankheit zu machen. Drücken wir die Daumen, dass dies gelingt.

 

 

 

 

Schon gewusst? Streuobstanbau ist immaterielles Kulturerbe

Der Streuobstanbau ist im März 2021 in das bundesweite Verzeichnis für immaterielles Kulturerbe aufgenommen worden. Dabei geht es um das Wissen rund um den Streuobstanbau, z.B. über alte Sorten, deren Vermehrung und die Verarbeitung wie das Dörren oder Mosten. In den vergangenen Jahrzehnten ist bereits einiges an solchem Know-how verloren gegangen, bzw. ist nicht mehr so breit in der Gesellschaft vorhanden, wie es früher der Fall war.

Beispielhaft hierfür ist der heutige Umgang mit der alten Mostbirnensorte „Grüne Jagdbirne“. Die Grüne Jagdbirne ist sehr gerbstoffreich. Mit einer Reifezeit von Ende Oktober zählt sie zu den spätesten Birnensorten. Zusätzlich zur späten Reife sollte sie vor der Verarbeitung 6-8 Wochen gelagert werden. Ansonsten verursachen die Gerbstoffe ein unangenehmes pelziges Mundgefühl. Da dies vielen Streuobstwiesenbesitzern nicht bekannt ist, hört man immer wieder, die Grüne Jagdbirne tauge nichts, und die imposanten Bäume werden gefällt. Dabei ist sie unter Einhaltung des beschriebenen Vorgehens eine ganz besondere Birnensorte. Es gibt Mostereien in Baden-Württemberg, die aus ihr einen exquisiten Schaumwein herstellen.

Um also solches Wissen zu bewahren hat der Verband Hochstamm Deutschland mit einen Antrag beim Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst in Baden-Württemberg die Anerkennung des Streuobstanbaus als immaterielles Kulturerbe erwirkt. Näheres zum immateriellen Kulturerbe sowie weitere Infos zu den Aktivitäten von Hochstamm Deutschland finden sich auf deren Homepage: https://www.hochstamm-deutschland.de/#article-20

Hochstamm Deutschland bereitet derzeit den nächsten Schritt vor, nämlich die Aufnahme in das Europäische Kulturerbe. Streuobst-Saison wünscht dabei viel Erfolg.